"Vertrauen in die eigene Kreativität". Jean-Louis Schiltz au sujet du paysage cinématographique au Luxembourg

Claude François: Herr Minister, hatten Sie beim "Lëtzebuerger Filmpräis" das Gefühl, einer "lighten" Oscar-Show beizuwohnen?

Jean-Louis Schiltz: Ich mag diese Vergleiche mit dem Ausland nicht sonderlich. Jedes zweite Jahr wollen wir die luxemburgische Filmszene in den Vordergrund stellen und zeigen, was kreativ und technisch geleistet wurde. Wir wollen neue Talente würdigen.

Die vielen Filmschaffenden in Luxemburg haben es schließlich fertig gebracht, unter nicht immer einfachen Bedingungen eine kleine, aber feine Filmindustrie aufzubauen. Das ist für mich das Wichtigste: Die Veranstaltung soll ein Fest des Luxemburger Films sein, und die vom 14. Oktober war das auch.

Claude François: Welchen Bezug hatten Sie zur Luxemburger Filmszene, bevor Sie Ihr Amt übernahmen?

Jean-Louis Schiltz: Während meiner Studentenzeit im Ausland habe ich es auf zwei bis drei Filme pro Woche gebracht.

Seitdem ist die Tendenz allerdings fallend. Nun beschäftige ich mich sozusagen beruflich mit der Welt des Kinos - und das macht mir Spaß! Den meisten Luxemburger Filmschaffenden war ich schon früher auf irgendeine Art begegnet, das hat die Kontaktaufnahme natürlich vereinfacht. Im Mai habe ich mir in Cannes ein detailliertes Bild von der Filmwirtschaft machen können. Ich treffe mich regelmäßig mit den luxemburgischen Produzenten und bin total bereit, alles Mögliche zu unternehmen, damit die Filmindustrie sich hier weiter entwickeln kann.

Claude François: Welche Impulse wollen Sie der Szene in den nächsten Jahren geben?

Jean-Louis Schiltz: Mehr Vertrauen in sich selbst und in die eigene Kreativität, das ist es, was die Luxemburger Filmschaffende brauchen. Ich werde sie jedenfalls dazu anzuregen, mehr Zeit und Energie in die Entwicklung neuer Geschichten zu investieren, eigene Stoffe zu entwickeln und junge Talente zu unterstützen. Wünschenswert wäre auch eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen "players" in Luxemburg, dazu gehören nicht nur die Produzenten. Ich weiß, dass einige Leute dies nicht gerne hören, sage es aber trotzdem.

Claude François: Wollen Sie die Förderung echt Luxemburger Filme, also die Direkthilfe, weiter ausbauen, möglicherweise auf Kosten der Steuerzertifikate?

Jean-Louis Schiltz: Es steht nicht zur Debatte, mehr Geld in die Förderung zu stecken. Das wäre nicht zu verantworten. Wir diskutieren allerdings zur Zeit über verschiedene Möglichkeiten, luxemburgische Filme im vorhandenen Finanzrahmen effektiver zu unterstützen. Wir kommen da leider nicht schnell genug voran.

Claude François: In Luxemburg leben rund 600 Menschen heute mehr oder weniger regelmäßig vom Filmemachen. Ihr Ministerkollege François Biltgen unterstreicht immer wieder diesen Aspekt, wenn Kritik am vermeintlich zu hohen Filmförderungsbudget laut wird. Wie wird das Fonspa-Budget sich mittelfristig entwickeln?

Jean-Louis Schiltz: Kaum nach oben, jedoch auch nicht nach unten. Das ist und bleibt mein erklärtes Ziel. Auch der Film lebt nicht in einem luftleeren Raum, der von dem globalen budgetären Umfeld Abstand nehmen kann.

Claude François: Welchen Luxemburger Film wollen Sie sich so schnell wie möglich anschauen?

Jean-Louis Schiltz: Alle. Doch auf die filmische Umsetzung von Perl oder Pica bin ich besonders sehr gespannt. Das Projekt ist sehr vielversprechend.

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